Persönlichkeitsentwicklung ist ein zentraler Aspekt im Leben der meisten von uns

Wir alle haben das Bedürfnis nach Wachstum – gerade in jungen Jahren beschäftigen wir uns viel mit uns selbst. Um sich selbst besser kennenzulernen, greifen die meisten früher oder später auch zu einem Persönlichkeitstest. Ein neuer Ansatz, um Persönlichkeit zu beschreiben, kommt dabei aus der Hirnforschung. Was Du daraus für Dich und Deine Entwicklung lernen kannst, erfährst du hier.

Es gibt an die 1000 verschiedene Persönlichkeitseigenschaften – welche davon hast du?

Es gibt viele Modelle, die sich mit der Beschreibung von Persönlichkeitseigenschaften beschäftigen. Jedes Modell benutzt dabei seinen eigenen Ansatz und so kommt es, dass wir in der Psychologie an die 1000 verschiedenen Persönlichkeitseigenschaften benutzen, um menschliches Erleben und Verhalten zu erklären. Wer kann denn da bitte noch durchblicken? Das Problem: Die meisten Modelle stützen sich auf Befragungen und Verhaltensanalysen – also darauf, wie wir uns in verschiedenen Situationen verhalten.

Aber: Wenn 1000 Menschen sich abends gerne auf die Couch legen und eine Serie anschauen, lässt dies dann auf eine Persönlichkeitseigenschaft (wie z.B. Faulheilt oder Passivität) schließen? Wohl eher nicht. Dieses beobachtbare Verhalten kann sowohl in der Situation begründet liegen (z.B. hatten die Personen einen anstrengenden Arbeitstag) aber auch in ganz verschiedenen Persönlichkeitseigenschaften und -bedürfnissen begründet sein. Liegt eine Person abends bewusst gerne auf der Couch, weil sie beruflich den ganzen Tag viel Bewegung hat und sich so einen Ausgleich verschafft, spricht dies für die Persönlichkeitseigenschaft der Achtsamkeit oder Selbstdisziplin. Tut sie es, um sich am nächsten Tag mit Freunden über die Serie austauschen zu können, spricht dies für ein Anschlussmotiv (die Person möchte dazugehören). Es ist also sehr schwer, grundlegende Persönlichkeitseigenschaften auf Basis von Verhaltensanalysen zu definieren. Unser Verhalten ist nämlich nur das Resultat von unseren Persönlichkeitseigenschaften und der Situation. Neuere Persönlichkeitsmodelle bauen auf der Funktionsweise des Gehirns auf und sind damit unabhängig von der Situation und dem Verhalten beschreibbar. Diese Modelle beschreiben dann ganz klare und feste Eigenschaften, die unser Verhalten in bestimmten Situationen erklären und vorhersagen.

Die hirnbasierte Persönlichkeit

Das Persönlichkeitsmodell von Hirnforscher Hans-Georg Häusel geht davon aus, dass wir nicht 1000 verschiedene Eigenschaften, sondern nur drei grundlegende Motive haben. Diese drei sind tief im Gehirn – im sog. Limbischen System – verankert. Diese sehr alte Hirnregion (manchmal deswegen auch Reptiliengehirn genannt) ist dafür verantwortlich, dein Überleben zu sichern. Es steuert Dein Verhalten über Hormone und Neurotransmitter und löst so Emotionen und Gefühle in Dir aus. Diese Gefühle bestimmen dann, welche Entscheidungen Du triffst und wie Du Dich verhältst – damit Du Dein Überleben sicherst. Ein Beispiel: Wenn Du jemand bist, der gerne im Mittelpunkt steht (Eigenschaft) und Du wirst nun gebeten, eine Rede zu halten (Situation), dann sorgt Dein limbisches System dafür, dass Glückshormone ausgeschüttet werden. Du fühlst Dich gut und wirst die Rede gerne und souverän halten (Verhalten). Bist Du nun jemand, der nicht gerne im Mittelpunkt steht (Eigenschaft), dann schüttet Dein limbisches System in derselben Situation Stresshormone aus, die dafür sorgen, dass Du die Rede nicht halten und Dich vor einer Blamage schützen wirst (Verhalten). Beide Verhaltensweisen sorgen aus einer evolutionären Perspektive heraus für dein Überleben: Selbstschutz sorgt dafür, dass Du Dich nicht unnötigen Gefahren aussetzt. Und Ruhm und Ehre sorgen dafür, dass Du mehr Aufmerksamkeit bekommst und somit die Wahrscheinlichkeit steigt, Deine Gene an die nächste Generation weiterzugeben.

Drei Persönlichkeitseigenschaften im limbischen System

Häusel beschreibt die folgenden drei Persönlichkeitseigenschaften im limbischen System:
(1) Dominanz (Macht, Verantwortung, Leistung und Wettbewerb, Herausforderung, Alleine Arbeiten)
(2) Stimulanz (Kreativität, Neugier, Ausprobieren, Spaß haben, Abenteuer und Abwechslung)
(3) Balance (Routine, Sicherheit, Geborgenheit, Nähe, Fürsorge, Teamarbeit)
Natürlich gibt es zwischen diesen drei Reinformen auch Mischtypen.

Wie wir die Welt im Gehirn wahrnehmen und verarbeiten

Der Hirnforscher Richard Davidson beschreibt zusätzlich sechs verschiedene Dimensionen in seinem Emotionsprofil, die sich von Mensch zu Mensch unterscheiden:
(1) Resilienz: Wie schnell erholst Du dich von Rückschlägen?
(2) Sichtweise: Bist du eher positiv oder negativ?
(3) Soziale Intuition: Hast du eher ein starkes oder schwaches Gespür für Andere?
(4) Selbstwahrnehmung: Wie bewusst sind Dir Deine eigenen Bedürfnisse?
(5) Kontextsensibilität: Wie sensibel reagierst Du auf äußere Reize?
(6) Aufmerksamkeit: Wie gut kannst Du Dich fokussieren?

Was kannst Du nun daraus für Deine Persönlichkeitsentwicklung lernen?

Persönlichkeitsentwicklung läuft generell in drei Schritten ab: Im ersten Schritt geht es um die Selbsterkenntnis. Wir müssen zunächst erkennen und verstehen, welche Persönlichkeitseigenschaften uns auszeichnen. Dafür kannst Du verschiedene Tests machen.
Dann folgt die Selbstakzeptanz. Du musst Dich so akzeptieren, wie Du bist. Mit all Deinen Stärken und vermeintlichen Schwächen. Denn solange Du noch etwas leugnest und es Dir etwas nicht eingestehst, kann der dritte Schritt nicht erfolgen: Die Selbstveränderung. Dies ist der Schritt, in dem Du gezielt an Deiner Persönlichkeit – also an Deinen Eigenschaften oder an Deinem Verhalten arbeitest. Zum Beispiel möchtest Du vielleicht empathischer, selbstsicherer oder optimistischer werden. Wenn wir nun davon ausgehen, dass Persönlichkeitseigenschaften im Gehirn verankert sind, dann wird auch klar, warum es ab einem bestimmten Alter sehr schwer ist, die eigene Persönlichkeit grundlegend zu verändern. Dazu gehören eine Menge Willenskraft und Motivation.
Deshalb solltest Du Dich auch immer fragen, warum Du eigentlich an Deiner Persönlichkeit arbeiten willst. Hast Du einen hohen Leidensdruck? Würde sich für Dich ganz konkret etwas verbessern? Selbstoptimierung als Selbstzweck ist nämlich in der Regel wenig erfolgreich. Konkrete Verhaltensweisen (wie z.B. bessere Gespräche führen oder mehr Sport machen) lassen sich da schon einfacher verändern und trainieren. Allerdings: Wie Du schon gelernt hast, wird auch Dein Verhalten von Deinen Persönlichkeitseigenschaften bestimmt. Wenn Du im tiefsten inneren sehr introvertiert und schüchtern bist, kannst Du sicherlich dennoch lernen, wie Du eine gute Rede vor 100 Leuten hältst. Aber die Frage lautet: Warum willst Du dieses Verhalten lernen, wenn es nicht zu deiner Persönlichkeit und deinen Stärken passt?
Setze dir realistische Ziele für deine Entwicklung und achte darauf, dass Du Dich nicht durch eine zu große Veränderung überforderst. Bei Persönlichkeitsentwicklung geht es oft also in aller erster Linie darum, dass wir uns selbst kennenlernen und akzeptieren – und uns dann ein Umfeld schaffen, in dem wir unsere Stärken ausleben können. So gelangen wir wirklich zu Zufriedenheit, Selbstbewusstsein und auch Erfolg. Und vor Allem erschaffen wir uns so ein selbstbestimmtes Leben, in dem Du entsprechend Deiner Bedürfnisse handelst und Dich nicht für irgendwen anders verbiegst. Außerdem ist es sehr viel leichter, Dein Umfeld zu verändern (z.B. deinen Job), als deine grundlegende Hirnstruktur. Erst im nächsten Schritt geht es dann darum, gezielt an einzelnen „Schwachpunkten“ (Wer sagt eigentlich, dass es Schwachpunkte sind?) zu arbeiten. Aber nur, wenn sich dadurch für Dich etwas positiv verändern würde. Wenn Du wirklich gezielt an Deiner Persönlichkeit arbeiten möchtest, solltest Du Dich z.B. durch einen Coach unterstützen lassen.

Zusammenfassung

Persönlichkeit setzt sich zusammen aus Eigenschaften und Verhalten, wobei die Eigenschaften unser Verhalten bestimmen und tief im Gehirn verankert sind. Bei Persönlichkeitsentwicklung geht es deshalb insbesondere darum, sich selbst zu (er-)kennen, mit allen Stärken und vermeintlichen Schwächen zu akzeptieren und sich dann das eigene Leben und Umfeld entsprechend nach der Persönlichkeit zu gestalten. Erst dann kann man sich überlegen, inwieweit man konkret etwas an der Persönlichkeit verändern möchte. Dafür braucht es nicht nur eine Menge Willenskraft, sondern auch einen Sinn und Motivation. Außerdem sollten wir uns dabei realistische Ziele setzen und uns professionell unterstützen lassen.

Quellen:

Häusel, G. (2002). Limbic Success – so beherrschen Sie die unbewussten Regeln des Erfolgs; die besten Strategien für Sieger. Haufe-Verlag

https://www.spektrum.de/news/das-emotionale-profil-das-unser-leben-praegt/1740378

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